Das Landsknechtwesen

 

Die meisten Überblickswerke zum Landsknechtwesen haben mehr oder weniger denselben Inhalt: historischer Hintergrund, Schlachtbeschreibungen, Ausrüstung und Waffengebrauch, innere Organisation (Aufstellung, Ämter, Gerichtsbarkeit, Musterung). Auch die aktuelleren Veröffentlichungen gehen nicht wesentlich über das mehr als hundert Jahre alte Standardwerk von Blau (s. dort) hinaus. Neue Erkenntnisse dürften in Zukunft daher eher von Spezialuntersuchungen, wie etwa der von Roog (s. dort), vermittelt werden.

  • Reinhard Baumann: Landsknechte. Ihre Geschichte und Kultur vom späten Mittelalter bis zum Dreißigjährigen Krieg, München 1994 (C. H. Beck Verlag)
    Der Autor hat über das Landsknechtwesen promoviert und ist selbst als reenactor aktiv. In diesem Buch untersucht er vor allem die soziale Stellung und das Selbstverständnis der Landsknechte. Stellenweise leider etwas bedenkenträgerisch.

 

  • Friedrich Blau: Die Deutschen Landsknechte. Ein Culturbild, Görlitz 1882 (Verlag C. A. Starcke)
    Friedrich Blau: Die Deutschen Landsknechte. Ein Kulturbild, Essen, o.J. (ca. 2002) – Nachdruck des oben genannten Titels
    Das Buch von Blau ist DER Klassiker, zwar heute teilweise etwas veraltet, aber wegen der Beschreibung der Landsknechtämter und des Gerichtswesens immer noch unentbehrlich.

 

  • Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst, Bd. 2: Das Mittelalter und Die Neuzeit, Berlin 2006 (Nikol Verlagsgesellschaft) (1. Aufl. Berlin 1901/1920)
    Delbrück war um die vergangene Jahrhundertwende der führende deutsche Militärhistoriker. Er kann auch als der erste reenactor gelten, da er zusammen mit seinen Studenten (im historischen Gewand!) die Taktik der Spießhaufen nachstellte. Dieses Werk ist aus zwei Gründen besonders wertvoll, da er zum einen die wesentlichen Unterschiede zwischen mittelalterlich-ritterlicher und frühneuzeitlich-landsknechtischer Kampfesweise klar herauspräpariert und zum anderen den Verlauf der wichtigsten Schlachten minutiös rekonstruiert und die dabei angewandten Taktiken hinsichtlich ihrer Effizienz und Durchführbarkeit hinterfragt.

 

  • Siegfried Fiedler: Kriegswesen und Kriegführung im Zeitalter der Landsknechte, Koblenz 1985 (Bernard & Graefe Verlag)
    Parallelband zum oben genannten Buch von Ortenburg aus der Reihe „Heerwesen der Neuzeit“; beschreibt militärische Strategie, Schlachten und den historischen Hintergrund der Kriege vom 15. bis 17. Jahrhundert.

 

  • Gustav Freytag: Bilder aus der deutschen Vergangenheit, München 1987 (Orbis Verlag)
    Dieses umfangreiche Werk Freytags, eines bedeutenden Schriftstellers des 19. Jahrhunderts, ist unbedingt zu empfehlen. Jedes der jeweils ca. 30-seitigen Kapitel widmet sich einem wichtigen kultur- und sozialgeschichtlichem Thema vom frühen Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert. Nach einer allgemeinen Einführung werden zeitgenössische Quellen zitiert und kommentiert. Die plastische und farbige Sprache führt einem die damalige Lebenswelt unmittelbar vor Augen. Zum Landsknechtwesen: Band II, Kap. I Die frommen Landsknechte und Kap VII Der dreißigjährige Krieg

     

  • Liliane und Fred Funcken: Rüstungen und Kriegsgeräte der Ritter und Landsknechte. 15.-16. Jahrhundert, München 1980 (Mosaik Verlag).
    Auch wenn die knappen Beschreibungen manchmal etwas oberflächlich sind, wird man durch die überaus farbenprächtigen und detaillierten Zeichnungen umfassend über alle Aspekte der Bewaffnung informiert. So werden beispielsweise allein 22 unterschiedliche Arten von Panzerhandschuhen abgebildet. Lädt immer wieder zum Durchblättern ein und darf in keiner Sammlung fehlen.

     

  • Douglas Miller, John Richards, Gerry Embleton: Landsknechte 1486-1560, Sankt Augustin 2004 (Siegler Verlag)
    Lizenzausgabe zweier Bücher aus dem bewährten Osprey Verlag; eine sehr gute und schön illustrierte Einführung, die alle Aspekte des Landsknechtwesens beschreibt (Kleidung, Lebensweise, militärische Technik, Schlachten). Ein Muß für alle, die sich mit Landsknechten beschäftigen!

     

  • Georg Ortenbuch: Waffe und Waffengebrauch im Zeitalter der Landsknechte, Koblenz 1984 (Bernard & Graefe Verlag)
    Sehr wissenschaftlich aber gut illustriert; enthält neben der Erläuterung der Waffen auch eine sonst selten zu findende Beschreibung der militärischen Taktik (Aufstellung der Gewalthaufen, Verhalten in der Schlacht, Lageraufbau, usw.)

     

  • Gerhard Quaas: Das Handwerk der Landsknechte. Waffen und Bewaffnung zwischen 1500 und 1600, Osnabrück 1997 (Biblio Verlag)
    Das Besondere an diesem Werk ist die Konzentration auf Detailfragen, wie die Preise von Waffen und Rüstungen, Mündungsgeschwindigkeit und Durchschlagskraft der Feuerwaffen.

 

  • Heinrich Pleticha: Landsknecht, Bundschuh, Söldner. Die große Zeit der Landsknechte, die Wirren der Bauernaufstände und des Dreißigjährigen Kriegs, Würzburg 1974 (Arena-Verlag)
    Eigentlich ein Jugendbuch; enthält aber alles, was man zum Thema wissen muß Empfehlenswert!

 

  • Matthias Rogg: Landsknechte und Reislßäufer: Bilder vom Soldaten. Ein Stand in der Kunst des 16. Jahrhunderts, Paderborn/München/Wien 2002 (Schöningh Verlag)
    Auch wenn dies Werk wegen der strikt akademisch-kunstgeschichtlichen Ausrichtung ein wenig trocken ist, hat es unter ambitionierten Landsknecht-reenactors viele Anhänger gefunden, da es umfangreiches und ausgezeichnetes Bildmaterial enthält und auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand alle Aspekte der knechtischen Lebenswelt beschreibt.

 

  • Birgit von Seggern: Der Landsknecht im Spiegel der Renaissancegraphik um 1500 -1540, Philosophische Dissertation der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 2003; liegt nicht in gedruckter Form vor, kann als pdf-Datei im Internet heruntergeladen werden.
    Da weder ein erkenntnisleitendes Interesse noch ein interpretatorisches Bemühen, das über Klassifizierung und Beschreibung hinausgeht, erkennbar sind, muß der wissenschaftliche Ertrag als eher dürftig eingestuft werden (als Dissertation allenfalls (cum laude). Dennoch als Materialsammlung und Informationsquelle vor allem für den kostümgeschichtlich Interessierten eine wahre Fundgrube! Dank der chronologischen Ordnung der zahlreichen Bildtafeln, läßt sich sehr schön erkennen, wie ziemlich genau um 1500 der spätgotische Stil in den klassischen Landsknechtstil übergeht, wie er zwischen 1510 und 1540 nahezu konstant bleibt, und wie er sich nach 1540 allmählich zu dem von der spanischen Mode beeinflußten Pluderhosenstil wandelt.